Wer in den Ferien unterwegs ist zwischen Waren an der Müritz und dem verwinkelten Bergringstädtchen Teterow in der Mecklenburgischen Schweiz, kann auf nahezu halber Strecke einen kurzen Stopp in Marxhagen machen.
Fröhlich winkt da nämlich ein Strohhut, der auf ein wie Raps leuchtend gelbes Schild gestülpt ist: Flohmarkt. Und dieser Platz zum Stöbern und Trödeln hat ein ganz besonderes Ambiente: Ein Schloss im Stil der englischen Tudorgotik, also mit Spitzbogenfenstern und Zinnentürmen wie beim Dornröschen. Den eigenwilligen Charme dieses hohen Hauses macht außerdem aus, dass man ihm den Zahn der Zeit – es ist wie viele Schlösser dieser Gegend in der Zeit nachahmender Architekturstile gebaut und rund 150 Jahre alt – überall ansieht. Stattliche 1700 Quadratmeter umhüllen die denkmalgeschützten Mauern, die, wie so viele Schlösser zu DDR-Zeiten, einst Post, Schule, Kindergarten und Arztpraxis beherbergten. Während ringsum viele dieser Häuser rundumsaniert wurden zu Schlosshotels, die zum Urlaub einladen, hat Marxhagens Besitzerin Marlis Kaltenbacher vieles beim Alten belassen – aus Überzeugung. Die studierte Historikern kam aus dem Süddeutschen, dann Berlin, des kuriosen Ortsnamens wegen an die Müritz – sie ist nämlich überzeugte Marxistin. Die entillusionierten ehemaligen DDR-Bewohner zu überzeugen, hier eine linke Kommune zu leben, klappte jedoch nicht, und so hatte Marlis Kaltenbacher allein mit allerlei Hindernissen zu kämpfen: Mit säumigen Handwerkern, nachlässigen Mietern, Bürokratie. Dennoch findet man in dem sympathischen Sammelsurium etlicher, übrigens noch ofenzubeheizender Räume, viele Zeugnisse aus der DDR-Geschichte oder der Sowjetion wie etwa eine überdimensionale Lenin-Büste neben russischen Ikonen, denen sie sich zudem als Spezialistin verschrieben hat.
Maria Wiestreu