Alles Käse!

Sie hielten das Spiegelbild im Brunnen für einen Käse und kloppten sich darum.

Da staunten die heimwärts wankenden Männer nicht schlecht: Tief unten im Dorfbrunnen dümpelte ein dicker, fetter Käselaib. Den mussten sie haben! Doch versuchten sie vergeblich, den vermeintlichen Käse heraufzuangeln. Als das Objekt ihrer Begierde plötzlich nicht mehr zu sehen war, beschuldigten sie sich gegenseitig des dreisten Diebstahls. Dabei hatte sich doch nur oben am Himmel eine Wolke vor den Mond geschoben...

Der Vollmond soll ja bei Menschen manches Merkwürdige bewirken. Das war wohl schon damals so, als die Schildbürger ihre bizarren Abenteuer erlebten und sich die Sagen um sie entspannen. Die köstliche Käse-Geschichte könnte sich so oder ähnlich in Teterow zugetragen haben.

Es heißt, ein Tross von Teterowern habe sich eines Nachts auf dem Heimweg vom Kirmesbesuch befunden. Ob die müden Männer zu tief ins Glas geschaut hatten, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall schauten sie tief in einen Brunnen. An dem hatten sie Halt gemacht, um ihren Durst zu löschen. Weit unten im Wasser spiegelte sich der Vollmond, aber das "checkten" die Schildbürger nicht. Vielmehr frohlockten sie, jemand habe einen fetten Käse in den Brunnen fallen lassen, "gelb wie Butter und mit kupferbrauner Rinde".

Sofort versuchten die närrischen Nachtgestalten, den verlockenden Käse-Laib hochzuhieven, benutzten ihre Mützen, Stiefel, Spazierstöcke. Vergeblich!

Als sich plötzlich eine Wolke vor den Mond schob, verschwand der Käse. Die Kumpanen flippten fast aus. Einer von ihnen müsse den Käse klammheimlich geklaut haben, tönte es. Man fiel übereinander her, doch das dicke Ding fand sich nicht. Ein Wunder sei passiert, hieß es schließlich ehrfürchtig, das Wasser habe den Käse verschlungen. "Nein, einer von euch war es", brüllte da der Bürgermeister, der mal wieder das letzte Wort haben musste. Und leiser soll er hinzugefügt haben, das geschehe ihm ganz recht. Wenn er als kluger Mann sich mit lauter Dummköpfen abgebe...